Baltrum, das `Dornröschen der Nordsee´
Baltrum haben wir bei einem früheren Tagesausflug kennengelernt. Die Ruhe, Eigenheit und Übersichtlichkeit hat uns dazu gebracht,
die 4 Tage ein überlangen Wochenendes dort in der Pension
`Seeterrasse´ zu verbringen. Baltrum ist eine kleine ostfriesische Insel, zwischen Norderney und Langeoog gelegen, mit einer Länge von ca. 5,5 km
und einer Breite von ca. 1,8 km. Aufgrund ihrer geringen Größe sind keine Autos oder sonstige motorisierte Gefährte erlaubt, was eine ideale
Voraussetzung für ein paar wirklich erholsame Tage abseits des Alltags bietet (Hier eine Luftaufnahme). Die Überfahrt von Neßmersiel aus, wo wir unser
Auto auf einem Parkplatz zurückgelassen haben, dauert mit der Fähre ca. 30 Minuten. Die von Ebbe
und Flut abhängigen Fährzeiten kann man sich vor der Anreise bei der Baltrum-Linie besorgen, um nicht stundenlang am Kai auf die nächste Überfahrt
warten zu müssen. Eine Anreise mit der Bahn bis zum ca. 25 km entfernten Norden mit anschließendem Bustransfer nach Neßmersiel ist eine gute
Alternative zum Auto. Bevor wir jedoch anfangen können unseren Urlaub zu
genießen, lassen wir noch das hektische Treiben eine kurze Zeit beim Be- und Entladen der Fähre über
uns ergehen. Das schwere Gepäck wird mit einem Kran in Containern vorne aufs Deck geladen,
während die Besucher in einer Schlange hinten auf die Fähre gelangen. Nun ja, in diesen hektischen sauren Apfel müssen wir halt beißen.
Der Ort West- und Ostdorf Das Dorf auf Baltrum mit den ca. 500 ständigen
Einwohnern ist in West- und Ostdorf unterteilt und befindet sich im westlichen Teil der Insel, nicht weit
vom Hafen entfernt. Einmal von Bord der Fähre gegangen, steht von jedem Gästehaus für das Gepäck ein Handkarren bereit, den man zuerst auf
dem `Karrenparkplatz´ suchen und dann zum sofortigen Einstieg in den Urlaub mit dem Gepäck beladen und dann zu seinem Ziel ziehen darf. Selbst
bei den vom Hafen am entferntest gelegenen Pensionen oder Hotels im Ostdorf ist es nach ca. 20 Minuten
geschafft - der Beginn der Entspannung. Viele der roten freistehenden Backsteinhäuser aus der älteren Zeit
zeichnen sich durch ihre geringe Größe aus. Selbst die großen Hotels haben nichts mit den bekannten Hotelburgen auf anderen Inseln
gemeinsam. Auf den ersten Blick erkennt man selbst innerhalb des größeren Westdorfes keine Hauptstraße, mal von der südlichen
Westost Verbindung abgesehen. Alle Wege innerhalb der beiden Dorfhälften sind von der Breite her auf die wenigen Pferdekutschen
auf Baltrum ausgerichtet. Wir gewöhnen uns schon bei dem ersten Rundgang durchs Dorf daran, gefahrlos mitten auf den Straßen gehen
zu können. Die schnellsten Gefährte auf der Insel, die Fahrräder der Einheimischen, kündigen sich im Allgemeinen durch Klingen an. Die
wesentlich seltener fahrenden Pferdekutschen, mal ein Taxi, mal eine Lastkutsche, sind durch das laute Hufgeklapper auf den Pflastersteinen
nicht zu überhören. Die Geschäfte auf Baltrum befinden sich verteilt im Westdorf. Weit und breit gibt es glücklicherweise keine der typischen Kneipen-, Geschäfts- oder
Flaniermeile. Die wenigen Geschäfte im Ostdorf sind ein kleines Lebensmittelgeschäft, das vielbesuchte Café Kluntje und einige kleine Restaurants. Das Café Kluntje ist in einem alten und wunderschön
renovierten Haus abseits der Wanderwege am Dünenrand des Ostdorfs untergebracht und zeichnet sich durch seine einzigartige
Gemütlichkeit in den Räumen aus. Große Personen müssen da schon mal bei den Türen den Kopf einziehen. Keine Sorge, sollte dieses mal
vergessen werden, absorbieren gehäkelte Stoffwalzen den Stoß, so daß der Besuch hier auf jeden Fall in guter Erinnerung gehalten wird.
Also, jeder Besucher sollte dort mindestens mal einen ostfriesischen Tee zelebrieren!
Die Naturlandschaft
Trotz ihrer geringen Ausmaße bietet uns Baltrum in dem östlichen Teil genug Möglichkeiten für ausgedehnte Wanderungen. Selbst bei unserem Aufenthalt von mehreren Tagen entdecken wir immer
wieder neue Wege und neue schöne Ecken, an denen wir zuvor schon vorbeigekommen sind. Der Charakter der Insel läßt sich nicht mit wenig
Worten beschreiben, außer vielleicht durch 'Vielfältigkeit auf engem Raum'. Viele natürliche gestaltete unterschiedliche Gebiete wechseln
sich je nach der Wanderrichtung schnell ab. Im Norden wird Baltrum durch den von Ebbe und Flut umspielten Sandstrand geprägt. Dieser zieht sich vom Westdorf beginnend bis in den östlichen Zipfel zur
Nachbarinsel Langeoog hinein. Landeinwärts im Anschluß an den Strand finden wir einen mehr oder weniger breiten Dünengürtel, der durch zahlreiche befestigte schmale
Pflasterwege durchzogen ist. Die Wege wurden jedoch auf eine Art und Weise angelegt, daß man einen unmittelbaren
Kontakt zu den Dünen und dem Lebensraum erhält, ohne das dadurch die Natur zu sehr gestört oder gar verändert
wird. Die Wege schlängeln sich quasi durch die von der Natur vorgegebenen Hügeln, wodurch kein Weg oder
Wegabschnitt dem anderen gleicht. Im Inselinnern finden wir ausgedehnte Sumpf- und Feuchtgebiete, ebenfalls mit
unterschiedlichsten Charakteren: Schilf, Mangroven nicht unähnliche kleine
Waldgebiete, sogar eine Miniseenplatte inmitten einer Graslandschaft ist im äußeren Osten vorhanden. Im Süden Baltrums in Richtung des ca. 2 km
entfernten Festlandes befindet sich eine weite Gras- und Schilfebene. Diese
ist ein Vogelschutzgebiet (was zu manchen Tageszeiten nicht zu überhören ist) und wird vor dem Zugang durch den kleinen Flughafen, die umliegenden
Felder der Zugpferde und durch Sumpfgebiete geschützt. Daran schließt sich
direkt das Watt in Richtung Festland an, das man jedoch nur in Begleitung eines Watt-Führers betreten sollte.
Das familienfreundliche Baltrum
Da Baltrum trotz seiner geringen Größe viel landschaftliche Abwechslung bietet und diese Idylle durch
keine Autos gestört wird, können sich Kinder hier gefahrlos bewegen und viele neue Dinge erleben. Alle
Ziele, sei es der Ort, der große Sandstrand, einer der vielen verteilten Spielplätze, der Kinderhort, das
Schwimmbad oder der morgendliche Gang zum Bäcker oder in einen der zwei kleinen Supermärkte ist in kurzer Zeit zu bewerkstelligen. Daher ist die kleine Insel eine ideale Familieninsel, die großen und
kleinen Entdeckern etwas zu bieten hat. Prima Idee und gute Möglichkeit einmal die gesamte Familie
mit Kind und Kegel unter einem Dach - sprich: auf einer Insel - zusammenzubringen! Also haben wir schon rechtzeitig für 2003
drei kleine in einem gemeinsamen Gebäude mit Garten liegenden Ferienwohnungen für mehr als 10 Personen und
einem Hund fest gemacht und Monate später die gesamte Mannschaft eingeschifft. Nach einer herrlichen, sonnigen und
aufregenden Maiwoche war auch für die Neuentdecker Baltrums klar: Hier müssen wir noch einmal hin!
Sonnenuntergang im Westen
Der stark befestigte Westzipfel der Insel dient als Schutz vor den immer vorhandenen Kräften des
Meeres und des Windes, die vornehmlich an dieser Seite die Insel angreifen. Ohne diesen Schutz würde
diese Baltrum langsam aber sicher in Richtung Osten wandern lassen. Trotz des eher unansehlichen
Erscheinungsbildes am Tage sind Abends unvergeßliche Sonnenuntergänge zu beobachten, genau das
richtige für einen romantischen Abschluß eines herrlichen Tages auf einer großartigen Insel.
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