Rabacal: Levada Risco und Levada 25 Fontes
Schon alleine die Anfahrt nach Rabacal hoch oben in den Bergen Madeiras ist ein kleines Abenteuer für
sich. Von Funchal aus gibt es zwei mögliche Zufahrtsstraßen. Die eine führt über Ribeira Brava und den Encumeada Paß, die andere entlang der Küste über Ribeira Brava, Ponta de Sol und Caletha. Das kleine
Abenteuer fängt an, als wir uns für den Weg über Caletha entscheiden. Die Verbindung von hier zur Paßstraße nach
Rabacal führt über eine ca. 9km lange Straße nahezu vollständig in Südnord Richtung, was nichts anderes heißt
als `ziemlich steil´. So ist es denn auch. Durch Caletha
führen zunächst noch ganz `normale´ und breite Straßen. Nachdem wir schon scheinbar endlos bergauf
gefahren sind, macht die zweispurige Straße mit Mittelmarkierung bei den letzten Häusern eine scharfe Linkskurve - besser: knickt unversehens links ab - und wir befinden uns auf einem engen Weg, der steil
an einigen Feldern vorbei bergauf führt. Ab hier müssen wir mindestens die Hälfte der Strecke im ersten Gang fahren. 45PS
für unser Autochen - schätze ich mal - sind hier einfach zu wenig. Dafür kommt uns aber an einer engen Stelle ein Bus
entgegen - kaum zu glauben bei dieser Straße! Nach nahezu endlos langer Zeit mit vielen bangen Blicken auf die
Temperaturanzeige unseres VW Polo kommen wir oben auf
der breiten mit gelben Leitplanken gesicherten Paßstraße an. Gelb, weil hier oben oft dichter Nebel herrscht, heute glücklicherweise nicht! Nach Rabacal geht es von hier aus über eine kurze Strecke nach
rechts in Richtung Osten bis zu dem großen Schotterparkplatz auf der linken Seite, immer noch hoch
auf dem Bergrücken, und links und rechts davon geht es nur steil bergab. Von hier oben hat man einen nahezu
umfassenden Blick in das Tal hinunter, in dem unser Ziel Rabacal und die vielbesuchten Levadas liegen.
Ein aufmerksamer Leser dieser Seiten hatte leider das Pech, daß die Schranke hinunter nach Rabacal mehrere
Tage lang geschlossen war. Die Wanderung war für ihn - erst einmal unten angekommen - schon
mindestens eine halbe Stunde alt. Und später dann wieder hinauf noch einmal entsprechend länger bei
gleichzeitiger Steigerung des Anstrengungsgrads. Wir jedenfalls setzen uns wieder in unseren Polo und
schlängeln uns jetzt bereits wieder entspannt über die enge Straße vom Bergrücken bis hinunter nach
Rabacal. Hupen in den engen unübersichtlichen Kurven ist ein Muß. Das vorläufige Ende des kleinen
Abenteuers finden wir in dem Parkplatz kurz vor den zwei (?) Häusern von Rabacal. Die Straßenseite
ist schon mit Autos besetzt und wir müssen auf den `in den Fels gehauenen roten Mondkrater-Schotterparkplatz´ links oben ausweichen
(Bild). Um das Risiko des Aufsetzens zu verringern, bitte ich meine nette Beifahrerin schon vor der Zufahrt
auszusteigen. Nachdem ich und mein Auto die Krater ohne hängenzubleiben überwunden haben, setze ich den Wagen
rückwärts in die letzte Parklücke direkt am ungesicherten steilen Abhang von Rabacal. Nach einer kurzen Pause und
Rundgang auf der Ebene vor dem Haus (Bild oben) machen wir uns über einen Treppenpfad auf zu unseren beiden Zielen Levada Risco und Levada 25 Fontes.
Levada Risco Nach einem 10minütigen Abstieg durch dichten Wald stehen wir auf
einem breiten Weg entlang der Levada Risco. Für einen Levada-Weg sieht er aus wie eine Autobahn. Spielend können hier
vier Personen nebeneinander gehen, ohne sich gegenseitig den Hang hinunter oder in die Levada zu schubsen. Wir gehen mit dem Strom
der Wanderer in die rechte Richtung. Von einigen Wurzeln und einigen quer über dem Weg hängenden Bäumen gibt es hier keine
Schwierigkeiten. An dem Abzweig zur Levada 25 Fontes gehen wir weiter. Jetzt wollen wir uns erst einmal Risco ansehen, die nur 20
Minuten beanspruchen soll. Nach weiteren 10 Minuten führt der Weg leicht abwärts auf eine Plattform, während die Levada mit einer
dicken Mauer entlang des Abhangs geführt wird. Das sieht ein wenig nach Schwindelfreiheit und
Trittsicherheit aus, ist aber bei weitem nicht so schlimm (Bild). Das Stück über die Mauer ist gesichert und nur kurz. Nach 50m ist man wieder im Gelände und nach weiteren 50m befinden wir uns auf einer
Aussichtsplattform am Ende eines tief eingeschnittenen Tals, das auch das Ende des begehbaren Weges dieser Levada bedeutet. Hier
unmittelbar vor dem Wasserfall zücken alle - wir haben uns inzwischen an eine geführte Wanderung gehangen - erst einmal alle
den Fotoapparat. Der weiterführende Weg ist zwar vorhanden, aber verboten und beginnt in einem Tunnel direkt neben den Wasserfällen.
Den Grund für das Verbot können wir erahnen, wenn wir die Fortführung des Weges auf der anderen Seite des Tals sehen:
Senkrechte von vielen kleinen Wasserfällen durchzogene Felsen, und quer dazu der schmale Weg von einigen Tunneln unterbrochen. Hier
an diesem Aussichtspunkt ist auch `unser Bild´ entstanden. Der dunkle Fleck links neben Astrid ist übrigens eines der Tunneleingänge
auf der anderen Seite des Tals.
Levada 25 Fontes Zur Levada 25 Fontes gehen wir zunächst die halbe Wegstrecke
zurück und biegen dann an der Gabelung rechts hinunter. Bevor wir zum schönsten Wegabschnitt dieser Levada kommen,
müssen wir über eine lange Treppe in einer Felswand hinunter in ein Zwischental absteigen (Bild). Es ist schon ziemlich eng hier,
jedoch ist die Treppe gesichert und der Bewuchs an der Außenseite verhindert den Blick in die Tiefe. Wie steil es hier ist
sieht man erst von der anderen Seite. Unten im Tal führt eine
steinerne Brücke auf die andere Seite, wo der Weg wieder direkt über eine weitere Treppe bis auf die
ursprüngliche Höhe nach oben führt. Am oberen Ende befindet sich ein Wasserhaus. Dieses ist oben in
dem Bild oberhalb des zerklüfteten Tals klein zu sehen. Hier legen wir auf einer Mauer eine kleine Pause
ein und genießen dabei den Blick in das grüne Tal und die hinter uns liegende steile Treppe. Ab dem Wasserhaus hat die Levada einen
völlig neuen Charakter angenommen: Vorher verläuft sie längs eines `echten´ Weges, der kaum an schwierigen Stellen vorbei führt. Ab
hier fließt uns das Wasser ungefähr auf Kniehöhe in einem gemauerten Kanal entgegen, während der Fußweg über die daneben
liegende 30-40cm breite Mauer führt. Der Rand des Kanals kann als Reling benutzt werden, was anscheinend der Grund dafür ist, daß an
den steilen Stellen keine Absicherung auf der linken Seite angebracht ist. Auch hier verdeckt an den meisten kritischen Stellen üppiges
Grün den Blick in die Tiefe (Bilder) und beansprucht unsere
Schwindelfreiheit nicht allzu sehr. Kein Problem wenn man sich nur auf den Weg konzentriert. Für
entgegenkommende Wanderer befinden sich genügende Ausweichstellen unterhalb der Mauer und an
einigen natürlichen ebenen Plattformen. Der Weg bis zu den 25 Quellen - in Wirklichkeit sollen es nur 23 sein -
führt nun ein ganzes Stück so durch die atemberaubende Natur. Irgendwann hat unsere Anspannung aufgrund des
Weges nachgelassen und wir gehen jetzt ganz normal und locker neben der Levada - aber immer stets bereit uns an der Kanalwand festzuhalten.
Nach mehr als einer 3/4 Stunde kommen wir an unserem Ziel der 25 Fontes an. Diese Quellen sind eigentlich
Wasserfälle, nicht sehr viel Wasser, aber sie fallen aus einer Höhe von mehr als 100m in eine kreisförmige
Schlucht mit einem Durchmesser von nur 20m in einen kleinen, kalten See. Sein Abfluß wiederum speist
die Levada weiter unten über eine Wassertreppe. Die Levada selbst führt über eine davor liegende
steinerne Bogenbrücke auf die andere Seite und von dort weiter entlang am Hang durch den grünen
Wald. Sicherlich ist die Weiterführung genauso aufregend wie der Weg bis zu den Quellen - wahrscheinlich ein
lohnendes Ziel für einen nächsten Madeira-Urlaub.
Rechts ein einfaches, aber effektvolles Foto, das ich direkt aus dem mit Moos bewachsenen Wasserkanal der Levada 25 Fontes fotografiert habe.
Beide Levadas sind ein Muß für Madeira-Urlauber.
Wer seine Hemmungen auf der Levada 25 Fontes überwindet, auf einer schmalen Mauer mit einer
ungesicherten Seite zu balancieren, wird durch die großartigen Eindrücke reichlich belohnt
werden. Der größere Zeitaufwand dürfte wohl eher in der Anfahrt als in der eigentlichen
Wanderung bestehen. Wer sich für die beiden beschriebenen Wanderungen entscheidet und noch einen Abstecher in die Abwärtsrichtung der Levada Risco unternimmt, kann in der Umgebung Rabacals leicht 4 Stunden in der Natur verbringen.
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